Das Baumhaus

Regelmäßig taucht die Frage auf, warum das TYE Baumhaus eigentlich Baumhaus heißt. Und die maßlose Enttäuschung eines frühen Besuchers klingt uns noch im Ohr: Was solle er jetzt bloß seinem Sohn erzählen, wo er ihm die Zähne so lang gemacht hatte. Es klang wie eine Anklage wegen arglistiger Täuschung, und Überraschung: nach diesem fulminanten Start führte diese Begegnung dann auch zu nichts.

Ist auch überhaupt nicht schlimm.

Im Gegenteil: Immer wieder hat sich gezeigt, dass das ein erster Beziehungstest ist. Die Tür steht allen offen. Und es gibt Menschen, die entdecken das Baumhaus sofort. Mit ihnen können die schönsten Projekte entstehen. Wer’s nicht versteht, wird auch keinen Zugang finden. Und hoffentlich anderswo glücklich werden.

„Wir im Baumhaus“ ist bei uns zum geflügelten Wort geworden. Es beschreibt vor allem eine wunderbare Erfahrung: dass man zusammenwächst, indem man zusammen wächst. Es beschreibt einen Raum, in dem sich individuelle Begabungen, Hintergründe und Interessen entfalten dürfen, um sich zu einer gemeinsamen Leistung zu verbinden, zu einem kreativen Denken und professionellen Arbeiten, das zu besonderen Lösungen führt.

Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Das gelingt nicht automatisch, und es gelingt auch nicht immer gleich. Es ist ein fortlaufender Prozess der Unternehmenskultur, und am deutlichsten zeigt sich das darin, dass es diese Erfahrung längst auch als Adjektiv gibt: baumhausig.

Typischer Satz im Team, als Feedback auf einen Vorschlag: „Das ist nicht baumhausig genug.“ Das ist überhaupt nicht hochnäsig oder arrogant, sondern heißt nichts anderes als: Da geht noch was. Das geht besser, das können wir besser, vielleicht witziger, klüger, hintersinniger, intelligenter. „Never accept the status quo“ – in solchen Momenten beweist sich, ob wir unserem eigenen Anspruch gerecht werden und ob wir unseren Kompass im Blick haben.

Jeden Frühling ist es ein Schauspiel, durchs Fenster zu beobachten, wie die beiden Ahorne vor dem Haus knospen und innerhalb weniger Tage ein dichtes großes grünes Portal bilden, das uns und unsere Besucher empfängt.

Noch schöner ist der Blick aus dem Baumhaus. Je später der Nachmittag, desto schöner ist es, an einem unserer genialen Falttische vor dem Baumhaus zu arbeiten. Die Straße mit dem alten Gütergleis führt genau nach Westen, und wenn die tiefstehende Sonne hereinfließt, ist das ein Bild, an das man sich besser nie gewöhnt.

Die Ahorne sind wunderbar. Aber das mit dem Baumhaus hat einen ganz anderen Hintergrund.

Als wir einen neuen Ort für TYE suchten, suchten wir etwas, das wir gar nicht recht beschreiben konnten. Unsere Arbeit braucht Raum – aber nicht notwendigerweise ein Atelier. Unsere Projekte brauchen Arbeitsplätze – aber bitte bloß kein Büro. Und dann der erste Besuch dort, was heute das Baumhaus ist: ein einzelnes Häuschen, wie schön, zwischen Industrielofts, doch die Überraschung wartete im erste Stock, dem heutigen Wohnzimmer. Eine Hühnerleiter! Sie führt auf eine offene Galerie. Und sofort war klar: Das ist genau das Baumhaus, von dem wir als Kinder nur träumen konnten.

Der amerikanische Künstler Maurice Sendak hat nicht nur „Wo die wilden Kerle wohnen“ so unnachahmlich liebevoll gezeichnet, sondern auch die zärtlichen Kindergeschichten vom „Kleinen Bär“ illustriert. In einer Geschichte klettert der kleine Bär auf seinen Lieblingsbaum, und oben angekommen, blickt er hinaus in die weite Welt.

Genau das machen wir auch, mit unseren Partnern gemeinsam sind wir immer wieder gefordert, auf den Baum zu klettern und den Horizont abzusuchen. Das ist unser Perspektivenwechsel. Der gemeinsame Blick verbindet, er ist eine Standortbestimmung und führt zu Ideen, Richtung und Strategie. Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen? Oben im Baumhaus ist der Blick klarer, weiter, unverstellt.

An guten Ratschlägen war kein Mangel. „Lasst das besser mit dem Baumhaus, das verwirrt nur potenzielle Kunden“, war so einer. Aber als Kunden anfingen, begeistert vom Baumhaus zu sprechen und Emails ans Baumhaus zu adressieren, wussten wir: Die geht nicht mehr weg.

Wie schön!

Seitdem ist das Baumhaus eine Einladung und ein Versprechen: dass es Freude macht gemeinsam mit uns zu arbeiten, dass jeder Austausch inspiriert und Wege für Projekte mit Weitblick aufzeigt. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.