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Impulse aus dem
Baum­haus

Radikalität

09. April 2024
Clemens M Prokop

Es kommt in letzter Zeit häufiger vor, dass uns lieb gewordene Begriffe von Menschen mit niederen Absichten gekapert werden. Der „Querdenker“ ist ein schon fast klassisches Beispiel.

Für jemanden, der seine Gedanken zeitlebens und mit Leidenschaft gegen den strammen Scheitel des Mainstream bürstet, kommt das einem Identitätsdiebstahl gleich. Dann kann man sich noch behelfsmäßig als Um-die-Ecke-Denker oder ironisch gebrochen als Kreuz-und-Querdenker bezeichnen, aber der Schaden ist bereits angerichtet. Und der Denker mit Zusatz irreparabel ramponiert.

Ähnlich verhält es sich mit der Radikalität.

Radikal ist vielen gleichbedeutend mit verbohrt und böse, militant und terroristisch. Dabei braucht es kein großes Latinum, da reicht ein wenig Asterix-Lektüre, um das Wort in seiner eigentlichen Bedeutung zu verstehen. Radix ist die Wurzel, und deshalb ist ein radikales Denken eines, das nicht an der Oberfläche bleibt. Das zum Kern vordringt. Und Probleme an ihrer Ursache, an der Wurzel anpackt.

Shigeo Shingo, der Schutzpatron des Qualitätsmanagements, verdankt alle seine Methoden und Erfolge seinem buchstäblich radikalen Denken:

„Wir müssen bis zur Kernursache vordringen – nur dann können wir wirkliche Veränderung bewirken.“

Wer ins TYE Baumhaus kommt, kommt an einer handgeschriebenen Karte nicht vorbei. Der kluge witzige scharfe Denker Cornel Franz hat sie uns gewidmet, und sie ist gleichzeitig Haussegen und Rätsel der Sphynx:

„RADIKAL ist etwas immer nur dann, wenn es entspannt. Ein Erdbeben zum Beispiel. Es entspannt zwei Erdplatten und ist dabei RADIKAL.“

Will heißen: Vom Entspannungsvorgang zur Katastrophe ist es nur ein verdammt kurzer Weg. Und dann bleibt sie zu allem Überfluss eine Frage der Perspektive: Die humanitäre Katastrophe ist für alle diejenigen besonders unangenehm, die davon betroffen sind.

Es gehört zur Natur radikaler Gedanken, dass sie verstören.

Bei uns erkennt man am Gesichtsausdruck, am Stirnrunzeln oder Schulterzucken, ob die Botschaft ankommt. Es gibt Freunde des Hauses, die brauchten Jahre, um sich mit dieser Provokation zu arrangieren.

Dabei fasst sie nur das Wesen der Veränderung zusammen. Und erinnert uns jeden Tag daran: Unsere Journeys sind keine Spaziergänge. Wer es ernst meint mit Transformation, muss in den Maschinenraum.

Genau deshalb wird Cornels Aphorismus bald auch die Besucher unserer Website herausfordern. 

Clemens M Prokop

geboren in Regensburg.

What's Your Journey?

TYE entwickelt Unternehmenskultur und schafft Veränderungserfahrungen. Wir begleiten Change-Prozesse in Unternehmen und Organisationen, die es ernst meinen. 

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